22. Billeder Heimattreffen in Karlsruhe-Neureut
Drei Bürgermeister, ein Ortsvorsteher und ein Gemeinderatsmitglied
von Elisabeth Martini
Das kompaktere Billeder Heimattreffen (statt 2 nur 1 Tag) vom 3. Juni 2017 in der Badnerland Halle Neureut war ein Festtag der besonderen Art durch die mitfeiernden Ehrengäste, durch das Auftreten des Tanz-Ensembles „Heiderose“ aus Billed und nicht zuletzt durch die dokumentarisch- fotografische Leistung der von Hans Rothgerber konzipierten und realisierten Fotoausstellung anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Billeder Freiwilligen Feuerwehr.
Als Präambel des Heimattages kann der Empfang der Billeder Tanzgruppe mit ihrem Tanzlehrer Hansi Müller und ihrer organisatorischen Leiterin Edith Barta gewertet werden, die angeführt und begleitet wurden von dem Billeder Bürgermeister Cristian David, dem Vize-Bürgermeister Gheorghe Baba – auch Feuerwehrkommandant – und dem Vorsitzenden des Billeder Demokratischen Forums der Deutschen Adam Csonti – auch Gemeinderatsmitglied.
Empfangen wurden sie im Bürgersaal Karlsruhe von Bürgermeister Michael Obert, der seinen Gästen nach herzlicher Begrüßung die Schokoladenseiten Karlsruhes präsentierte, die auch in dem anschließend gezeigten Film zu erkennen waren. Er vergaß nicht, auf die Partnerschaft mit Temeswar hinzuweisen und auf die Tatsache, dass dann, wenn Menschen sich kennen, Gutes getan und Schlimmes vermieden werden kann. Auch der Austausch der kleinen Geschenke erfolgte im Sinne des Sprichworts: „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, auf die die rumänische Delegation besonderen Wert legt. Der vorbereitete kleine Imbiss bot Gelegenheit zu weiteren Diskussionen, die in sehr angenehmer Atmosphäre verliefen und mit dem Versprechen des Bürgermeisters endeten, beim Umzug der Trachtenträger dabei zu sein – was er übrigens auch tat – auch noch versprach, selbst Billed einmal zu besuchen.
Diesmal musste der Pfingst-Samstag recht vollgepackt werden, da den Billedern nur diese 12-14 Stunden zur Verfügung standen und sie viel vorhatten.
So war die Feier am Billeder Gedenkstein für die meisten Anwesenden tief beeindruckend durch die diesmal ausführlichere Ansprache des Vorsitzenden der HOG Billed Werner Gilde, zumal es einen besonderen Anlass dazu gab: die Renovierung des Gedenksteins, an dem nicht nur Billeder manchmal beten. Dieser 30 Jahre alte Stein war durch die Jahre unansehnlich geworden und die Schrift war kaum noch lesbar. Jetzt erstrahlt er wieder in ursprünglichem Glanz zur Freude aller Vorbeikommender. Die eingemeißelten Stationen veranschaulichen den historischen Werdegang der Billeder: Einwanderung in das versumpfte Land, über Tod und Not, bis endlich das Brot gesichert war und der Wohlstand sich anbahnte; die Kirche in der Dorfmitte verdeutlicht die Rolle der christlichen Ethik im Gemeinschaftsleben wie auch der renovierte Kalvarienberg. Der dargestellte Stacheldraht symbolisiert die Zeit der Unfreiheit, der Kriegsgefangenschaft, der Deportationen. Zuletzt wird auf dem Stein die Aussiedlung dargestellt, der Weg in die Gegenwart, in die neue Heimat.
Heute kann man schnell und problemlos in die alte Heimat gelangen, was – bei Gott – nicht immer so war! Das friedliche Zusammenleben der Völker durch Verständigung ist Garantie auch für den Begriff Heimat, der so vieles umfasst und den meisten Menschen heilig ist.
Nach Abram Terz trägt jeder die Heimat in sich selbst. Sie verbindet über Grenzen und lässt hoffen auf das gemeinsame Haus Europa, an dem auch wir als Brückenbauer mitbauen können.
Feierlich stimmten auch die um den Gedenkstein versammelten Bläser unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias und der Banater Chor Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt und dem organisatorischen Leiter, Dietmar Giel; die zu hörenden Heimatglocken, während die schier endlos erscheinende Liste der seit 2015 verstorbenen Billedern von Sepp Herbst vorgelesen wurde.
Die Fürbitten, vorgetragen durch Elisabeth Luckhaub, sowie der Gedichtvortrag von Heidi Müller
gehörten wie immer zum festlichen Gepräge dieser Gedenkfeier, gewidmet allen Billeder Verstorbenen in der ganzen Welt.
Werner Gilde erinnerte auch daran, dass 1987 zum Errichten dieses Gedenksteins 340 Billeder 32.000 DM gespendet hatten und fragte sich, wie viele Billeder sich diesmal an den Renovierungskosten wohl beteiligen werden.
In der Badnerland Halle hatte inzwischen Hans Rothgerber mit Helfern die der 90-Jahr-Feier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr gewidmete Ausstellung mit einzigartigen Großaufnahmen (37 A1) derselben in verschiedenen Momenten ihrer Aktivität fertiggestellt. Stolz erkannten sich viele in ihrer jugendlichen Phase auf diesen Fotos. Diese gehen auf den Anfang der Billeder Freiwilligen Feuerwehr ein, auf ihr Werden und Wirken im Laufe der 90 Jahre, auf ihre großartigen Leistungen und Erfolge, auch auf kulturell-unterhaltsame Tätigkeiten.
Nach der feierlichen Eröffnung der Ausstellung, vor der eine Feuerwehrattrappe in original Billeder Paradeuniform stand, eine Feuerwehrhupe Alarm gab, kamen viele Neugierige vorbei. Auch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Bürgermeister Michael Obert fanden die Ausstellung lobenswert, beglückwünschten Hans Rothgerber, den kreativen Kopf. Zurzeit ist sie bereits in Billed und wird dort bei der Feier im August zu sehen sein.
Danach marschierte der Festzug der Trachtenträger, begleitet von Bürgermeister Michael Obert, dem Ehrenvorsitzenden der HOG Billed Peter Krier, dem Vorsitzenden Werner Gilde, Sepp Herbst und der Abordnung der Menzinger Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Kommandanten Thomas Mikisek, zum Neureuter Feuerwehrhaus, wo sie vom Ortsvorsteher Jürgen Stober und dem Kommandanten der Neureuter Feuerwehr Harald Nagel empfangen wurden. Es erfolgte die Einladung zum Fest, die dankend angenommen wurde. Als Neuheit bot die Gattin des Feuerwehr-Kommandanten den Gästen einen Kirchweihkuchen an.
Der Rückmarsch, der von der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begleiteten Trachtenträgern, der Tanzgruppe aus Billed und den Tanzgruppen der Banater Schwaben aus Karlsruhe, begeisterte viele Zuschauer, lockte auf die Straße, ließ klatschen, winken und mitmarschieren. Es bot sich ein farbenprächtiges, jugendliches Bild mit den mustergültig getragenen Banat-Schwäbischen Trachten.
Politik kann auch Heimattage manchmal negativ beeinflussen. Bedingt durch die beiden Karlsruher Demonstrationen waren viele Straßen gesperrt und der Heimatpfarrer Robert Dürbach konnte nur mit Verspätung den Festgottesdienst in der St. Judas Thaddäus Kirche zelebrieren. Trotzdem verlief alles relativ gut, vor allem weil der Banater Chor unter der Leitung von Sonya Salman wunderschön sang, auch ein schwieriges Lied, das unter der neuen Leitung so ganz besonders klang, natürlich auch wegen der Solistinnen Irmgard Fröhr-Holzinger und Melitta Giel, deren Stimmen jedes Mal tief berühren, unseren speziellen Dank verdienen.
Zur Eröffnung der Feierlichkeit in der Badnerland Halle begrüßte Werner Gilde recht herzlich die Ehrengäste: Bürgermeister Michael Obert, Ortsvorsteher Jürgen Stober, Herwig Stefan mit Gattin (HOG Alexanderhausen), Dietmar Giel mit Gattin (HOG Kleinjetscha), Anton Enderle (HOG Perjamosch), die Billeder aus allen Gassen und auch die Nicht-Billeder von überall.
In seinem Grußwort erwähnte Bürgermeister Obert, dass er nun schon das fünfte Mal bei unserem Heimattag dabei ist und es als etwas Besonderes sieht, dass auch der jetzige Billeder Bürgermeister Cristian David diesmal dabei ist. Er findet, dass auch dadurch der Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Heimat erfolgt und dass man eigentlich dort heimisch ist, wo man Erinnerungen hat.
Der Neureuter Ortsvorsteher Jürgen Stober lobte in seiner Begrüßung das Treffen mit seinem einmaligen Umzug, wodurch auch die Weitergabe der Tradition gesichert wird, die Bereitschaft, etwas für andere zu tun, sich für sie einzusetzen. Die fast 500 Karlsruher Familien mit Billeder Ursprung haben dadurch, dass sie sich hier ein neues Leben aufgebaut haben, auch Anteil an allen Errungenschaften dieser Stadt. Deshalb wünschte er nicht nur vergnügte Stunden, sondern auch alles Gute für die Zukunft.
In seiner Rede hob der Billeder Bürgermeister Cristian David hervor, dass er sich geehrt fühlt, bei diesem Billeder Heimattag in Karlsruhe-Neureut dabei zu sein, außerdem versteht und bedauert er die Gründe der Auswanderung, wo er doch gegenwärtig auch mit der Abwanderung der rumänischen Bevölkerung Billeds zu tun hat. Die Deutschen haben unauslöschliche Spuren hinterlassen, gibt er unumwunden zu. Er zeigte sich beeindruckt durch den Empfang im Karlsruher Rathaus und die großartige Ausstellung zum 90-jährigen Jubiläum der Billeder Freiwilligen Feuerwehr und lud alle zur Feier des Jubiläums am 26.-27. August nach Billed ein. Auch bedankte er sich für die sehr freundliche Aufnahme und vergaß nicht, die Grüße der jetzigen Billeder zu überbringen.
Werner Gilde schenkte ihm ein Buch über die Geschichte der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, damit die Billeder Schüler mehr darüber erfahren.
Zwischen den einzelnen Reden tanzte die Billeder Tanzgruppe, „Heiderose“ mal langsam, mal beschwingt (Polka), aber immer auf hohem Niveau, ein Augenschmaus, und erntete tosenden Beifall. Auch die Karlsruher Tanzgruppen der Banater Schwaben zeigten ihr tänzerisches Können, wurden begeistert gefeiert. Zuletzt tanzten alle Gruppen vereint „Veilchenblaue Augen“ – nur schade, dass dazu zu wenig Platz war, weil es jedes Mal so schön ist!
Nachdem der Vorsitzende der HOG Billed allen, aber auch allen am Fest Beteiligten gedankt hatte, kam noch die große Überraschung: Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup fand trotz Demonstrationen und sonstigen Verpflichtungen noch ein Zeitfenster, um unser Fest zu beehren.
Zumal er schon Billed durch Besuche kennt, weiß er, wie es um den Spagat zwischen alter und neuer Heimat steht. Er weiß aber auch, dass der kulturelle Reichtum der Stadt Karlsruhe zum Teil auch auf die frühen oder späten Aussiedler zurückzuführen ist. Karlsruhe hat eine Bevölkerungsfluktuation von 25.000 Personen pro Jahr, so dass Heimat jedem ein Gefühl von Sicherheit und Wurzeln gibt.
Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam stark sind, etwas bewegen oder auf die Beine stellen können. Dabei steht uns unser Motto zur Seite. „Nur der ist seiner Ahnen wert, der ihre Sitten treu verehrt“.
Das „Verzähle“, Umarmen und sich Freuen wie auch das Tanzbein-Schwingen zu den Klängen der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und später auf die Musik von DJ Gerry, dauerte bis nach Mitternacht, als man zufrieden und auch müde nach einem so langen Dabeisein heimging, mit Dank an die, die das alles möglich gemacht haben und mit dem Wunsch, immer wieder dabei zu sein.
Weiteres unter: www.heimathaus-billed.de